Zusammenfassung
Das vorliegende Buch ist der Organisation der archäologischen
Forschungen und der archäologischen Denkmalpflege in Posen (Poznañ)
von der Zeit der ersten auf dem Gelände der heutigen Stadt vollzogenen
Entdeckungen bis zum J. 1958 gewidmet. Die Autorin hat die bisher
veröffentlichte Literatur sowie das reichliche bisher nicht ausgenutzte
Quellenmaterial verwertet. Weil zur Zeit der Teilung Polens das
von Preußen annektierte Posen nicht nur die Polen, sondern auch
die Juden und immer zahlreicher die Deutschen bewohnt haben, so
muss die Tätigkeit aller drei Nationen in diesem Buch besprochen
werden (vor allem jedoch der Polen und Deutschen, nebensachlich
der Juden, da diese Gruppe an den archäologischen Forschungen
in Großpolen - im allgemeinen - nicht teilgenommen hat). In dem
Buch wurden die Probleme der Privatsammeltätigkeit, der Denkmalpflege,
sowie die Geschichte der Institutionen und archäologischen Organisationen
und der Beitrag des Posener archäologischen Milieus zur Organisation
der archäologischen Forschungen in Deutschland und Polen berücksichtigt.
Die ersten bekannten archäologischen Entdeckungen wurden in Großpolen
bereits im 15.Jh. angebahnt, worüber der polnische Chronist Jan
D³ugosz berichtet hat. Die älteste Mitteilung über derartige Funde
in Posen bildet dagegen eine Aufzeichnung aus dem 18.Jh. einer
unbekannten Autorschaft. Der anonyme Verfasser beschrieb nämlich
die Tätigkeit des Komturs Micha³ D±browski in den J. 1720-40.
D±browski führte damals Bauarbeiten an der Johannes-der-Täufer-Kirche
auf dem Gelände der sich damals außerhalb der Stadt Posen befindenden
Komturei. Wahrend der Arbeiten ist er auf ein heindnisches Brandgräberfeld
gestoßen. Ähnliche Entdeckungen wurden im 18.Jh. und in der ersten
Hälfte des 19.Jh. in dieser Region häufiger. gemacht. Dadurch
vermehrte sich das Interesse der in Großpolen ansässigen Polen
- dagegen nur im geringeren Maße der Deutschen - an den Altertümern.
In der ersten Hälfte des 19.Jh. hat sich die preußische Regierung
an der Denkmalpflege interessiert. Weil Großpolen damals eine
an den preußischen Staat angeschlossene Provinz ausmachte, waren
die von den Behörden zu Berlin beschlossenen Vorschriften auch
in Posen gültig. Die erste sich auf die Denkmalpflege beziehende
Verordnung wurde bereits im J.1815 erlassen. In den 20-er Jahren
des 19.Jh. wurden weitere Vorschriften über die Inventarisierung
der Altertümer veröffentlicht. Für die Archäologie war die Instruktion
vom J. 1835 unter dem Namen "Instruktion für die beim Chausseebau
beschäftigten Beamten in Beziehung auf die in der Erde gefundenen
Altertümer Heidnischer Vorzeit" von großer Bedeutung. Auf eine
sehr verständliche Art und Weise teilte man den potentiellen Entdeckern
mit, was im Fall eines unerwarteten Fundes unternommen und wie
eine entsprechende Dokumentation vorbereitet werden sollte. Ähnlich
wie alle anderen die Denkmalpflege betreffenden Vorschriften aus
der ersten Hälfte des 19.Jh. war diese Instruktion hauptsachlich
für die Staats- und Selbstverwaltungsbeamten bestimmt. Die seit
den 80-er Jahren zahlenmäßig reichlich ausgegebenen, sich auf
die Denkmalpflege beziehenden Ministarialanordnungen umfassten
einen immer breiteren Kreis der Empfänger: die Gemeinden, Kirchen,
Privatpersonen, Institutionen usw. Die Krönung jener Bemühungen
zugunsten der Denkmalpflege war das Gesetz vom J. 1914, eines
der besten seiner Zeit.
In den 20-er Jahren des 19.Jh. wurden Bemühungen unternommen,
eine der Warschauer Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften
ähnliche Organisation zu gründen, jedoch die deutschen Machtorgane
haben die Registrierung abgesagt. Auch der deutscherseits 1842
unternommene Versuch, ein Museum zu stiften, ist aus finanziellen
Gründen nicht zustandegekommen. Auf dem Gebiet Großpolens selbst
sind einige Organisationen unter dem Namen "Kasyno" entstanden:
in Gostyñ (Gostyñ - 1835), in Schildberg (Ostrzeszów) und in Gnesen
(Gniezno). Dagegen in Samter (Szamotu³y) ist der Verein der Sammler
einheimischer Altertümer (Towarzystwo Zbieraczów Staro¿ytno¶ci
Krajowych) gegründet worden. Deratige Organisationen versammelten
um sich die Freunde der archäologischen Forschungen, aber sie
waren gewöhnlich nur kurzfristig tätig - spätestens bis zum J.
1846. In dieser Zeit sind auch viele archäologische Sammlungen
entstanden. Die bekanntesten sind die Sammlungen der Grafen: Wêsierskis
aus Zakrzewo (ab 1819) und Dzia³yñskis aus Kórnik. Da es in Posen
zu jener Zeit keine Hochschulen gab, die die Aufgaben eines Zentrums
für wissenschaftliche Forschungen hatten übernehmen können, mussten
die Großpolen bei dem Versuch einer Interpretation derjenigen
archäologischen Funde die Errungenschaften der nicht diese Region
bewohneneden Forscher ausnutzen. Einen großen Einfluss auf die
polnischen Forscher hatte der bekannte polnische Historiker Joachim
Lelewel ausgeübt, der für den Autochtonismus der Slawen plädierte.
Jener Wissenschaftler hatte viele Nachfolger gefunden, unter ihnen
solche, die nach archäologischen Spuren der Slawen auf dem Gebiet
des ganzen späteren Slawentums suchten und ihnen eine hervorragende
Rolle in der Geschichte des altertümlichen Europas zuerkannten.
Die Gelehrten verfugten jedoch oft über keine überzeugenden, ihre
Hypothesen ausreichend bestätigenden Argumente. Seit dem 17.Jh.
begann sich in Deutschland eine nationalistische Richtung in den
historischen und anthropologischen Forschungen zu entwickeln.
Ihre Vertreter identifizierten die Germanen mit den Deutschen
und bezeichneten die Indoeuropäer als Indogeramanen, indem sie
alle Schöpfer der antiken Zivilisation von den Germanen abzuleiten
wussten. Zwar mit wechselndem Glück, aber immerhin versuchte man
diese Hypothesen durch die archäologischen und anthropologischen
Forschungsarbeiten zu bestätigen. Ein Teil der Arbeiten diente
nur ausschließlich dazu, um die jeweiligen Kollektionenen zu bereichern.
Viel Verwirrung verursachte die "Entdeckung" der sog. "Idolen
aus Prillwitz" und der Steine aus Mikorzyn, sowie das damit verbundene
Problem der slawischen Runen. Die Diskussion über jenes Problem
zog die öffentliche Meinung an und leistete damit ihren Beitrag
zu der anwachsenden Popularisierung der Archäologie als einer
wissenschaftlichen Disziplin. Im J. 1850 hat Jakub Krauthofer
unter dem Einfluss des Krakauer Forschers Wincenty Pol einen Aufruf
über die Fragen der Denkmalpflege in Posen erlassen. Er wandte
sich in seinem Schreiben nicht an die Beamten, sondern an die
Bewohner Großpolens.
In der zweiten Hälfte des 19.Jh. erfolgte eine schnelle Entwicklung
der urgeschichtlichen Archäologie in Europa. Sowohl die deutschen,
als auch die polnischen Gelehrten suchten nach einer Begründung
für die Konzeption des Autochtonismus der Slawen oder Germanen
auf den von ihren Nachkommen bewohnten Gebieten. Wegen der in
Großpolen herrschenden gegenseitigen Vorurteile strebten seine
polnischen und deutschen Bewohner danach, sich mit der wissenschaftlichen
Arbeit separat zu befassen, indem sie oft miteinander rivalisierten.
Bis zu den 80-er Jahren gaben die Polen mit ihren archäologischen
Untersuchungen den Ton an. Es entstanden viele neue Kollektionen
z.B.: der Grafen Seweryn und Józef Miel¿yñski, der Familie Turno
aus Objezierze und S³opanowo, Herrn S. Ciecierski, Kazimierz Kantak
und anderen. Erst später sind die Sammlungen von Klemens Koehler,
W³adys³aw Ja¿d¿ewski und vielen anderen bekannt geworden. Im J.
1857 wurde eine polnische Organisation unter dem Namen "Posener
Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften" (Towarzystwo Przyjació³
Nauk Poznañskiego) gegründet, wobei auch bald ein Museum entstanden
ist, das unter diversen Namen wirkte; erwähnenswert ist auch ein
zeitweilig bei der Gesellschaft existierender Ausschuss für Archäologie.
Das Museum sammelte historische Kunstwerke, Handwerksdenkmaler,
historische Gedenkgegenstande sowie naturwissenschaftliche und
geologische Exemplare. Die meisten darunter waren jedoch die archäologischen
Altertümer. Wegen der Raum- und Kaderschwierigkeiten (das Museum
verfugte damals nur über Magazine) wurden anfangs die Sammlungen
nur den Spazialisten-Fachleuten zugänglich gemacht. Die erste
Ausstellung wurde erst 1882 eröffnet, ungefähr in derselben Zeit
sind die ersten Bestandverzeichnisse der Sammlungen entstanden.
Die archäologischen Angelegenheiten leitete im Namen der Gesellschaft
der Freunde der Wissenschaften am häufigsten ein Konservator der
Sammlungen, der sich oft bemühte, um sich einen an jeweiligen
Themen interessierten Kreis im Rahmen der entsprechenden Ausschüsse
zu versammeln; zu erwähnen sind hier der Reihe nach: Maksymilian
Studniarski, Albin Gorecki, W³adys³aw Wierzbiñski, Hieronim Feldmanowski,
Klemens Kantecki und Boles³aw Erzepki. Unter ihnen hatten die
größten Verdienste im Ordnen der archäologischen Sammlungen die
Herrn H. Feldmanowski und B. Erzepki gehabt. Der erste ausgebildete
Archäologe, den das Museum der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften
angagierte war Józef Kostrzewski (ab 1914).
In den 70-er Jahren des 19.Jh. begannen sich die Deutschen immer
starker für die archäologischen Entdeckungen in der Provinz Posen
zu interessieren. Als Beispiel ist hier der bekannte Berliner
Gelehrte Rudolf Virchow zu erwähnen, der in seiner Kollektion
einige Altertümer aus Großpolen hatte. Es entstanden auch Privatsammlungen,
ebenso Kollektionen in den Schulen. In Posen sammelte der Deutsche
Naturwissenschaftliche Verein für Provinz Posen die archäologischen
Altertümer. Mit ähnlicher Tätigkeit beschäftigte sich auch der
Direktor des Friedrich-Wilhelm-Gymansiums namens Wilhelm Schwartz.
Gerade er hat auf die Aufforderung der Berliner Anthropologischen
Gesellschaft erwidert. Die Gesellschaft richtete einen Appell
an alle Interessierten, damit sie Materialien zur Bearbeitung
einer archäologischen Landkarte der Provinz Posen sammelten. Schwartz
hat einen Aufruf" An alle Freunde der Wissenschaft" erlassen und
darüber hinaus einen auf diesem Fachgebiet ersten Fragebogen der
Forschungen herausgearbeitet, die er demnächst in der Presse zu
veröffentlichen beabsichtigte. Bei der Bearbeitung der Materialien
hat er reichliche Hilfe der Polen sowie die polnischsprachliche
Literatur in Anspruch genommen, was in jener Zeit ein seltenes
Zeugnis von einer Zusammenarbeit beider Nationen auf dem Gebiet
der archäologischen Untersuchungen gewesen sei. Die Eröffnung
einer ständigen Ausstellung im Museum der Gesellschaft der Freunde
der Wissenschaften veranlasste die deutschen Kreise zur Gründung
einer Institution vom ähnlichen Gepräge. Zu den Hauptgründern
gehörten die Mitarbeiter des Staatsarchivs Rodgero Prümers und
Franz Schwartz, Wilhelms Sohn. 1885 ist die Historische Gesellschaft
für Provinz Posen entstanden, deren eine der wichtigsten Aufgaben
das Sammeln von Altertümern war, indem man auf die Gründung eines
Provinionalmuseums in der Zukunft hinzielte. Ein solches Museum
ist letzten Endes im J. 1894 entstanden. Sein erster Direktor
war Franz Schwartz. Die Historische Gesellschaft übergab zu diesem
Zweck ungefähr 3000 Denkmäler der Vergangenheit, darunter über
2000 archäologische Altertümer. Da das Museum ein neues Gebäude
sowie beträchtliche finanzielle Unterstützung zwecks ihrer Tätigkeit
gebrauchte, hat man sich nach ein paar Jahren zu einer Zusammenarbeit
mit der preußischen Regierung entschlossen. Dank der Hilfe beim
Aufbau des Gebäudes und dank den ständigen finanziellen Zuschüssen
für die Hälfte der Unterhaltungskosten haben sich die Behörden
einen Einfluss auf die Besetzung des Museumspersonals, die Sicherstellung
der Realisierung von der Regierungspolitik und den Namenwechsel
zum Kaiser-Friedrich-Museum von 1902 an gewährleistet. Nach dem
Tod von Franz Schwartz wurde Professor Ludwig Kaemmerer zum neuen
Direktor ernannt. Mag der bedeutsame Teil der Museumssammlung
die archäologische Kollektion gebildet haben, doch wurde eine
fachliche Pflege erst mit dem J. 1908 angebahnt, als der hervorragende
Schüler von Professor Gustav Kossina - nämlich Erich Blume im
Museum angestellt wurde. Nach seinem tragischen Tod im J. 1912
vertritt ihn sein Nachfolger Johannes Richter. Der technische
Mitarbeiter der Ausgrabungsarbeiten und der Magazinverwalter war
von 1903 an Wilhelm Thamm. Beide Institutionen, sowohl das polnische
ais auch das deutsche Museum legten sehr großen Wert nicht nur
auf die wissenschaftlichen Forschungen, sondern auch auf die Popularisierung
der Ergebnisse von den archäologischen Untersuchungen. Zu Anfang
des 20.Jh. wurde in Posen ein Versuch unternommen, die Archäologie
auf einer höheren als Gymnasialstufe zu unterrichten. In der im
J. 1903 gegründeten Deutschen Königlichen Akademie hielt Carl
Friedrich seine Vortrage Ober die klassische Archäologie bis zum
J. 1910 im Rahmen der Kunstgeschichte. Im J. 1913 wurde die Tätigkeit
polnischer Gesellschaft der Wissenschaftlichen Vortrage (Towarzystwo
Wyk³adów Naukowych) angebahnt, wo ein paar Jahre später Józef
Kostrzewski seine Vorlesungen in der Vorgeschichte hielt. Vor
dem ersten Weltkreig wurden in Posen zwei archäologische Tagungen
veranstaltet: im J. 1888 die Versammlung der Allgemeindeutschen
Verbande der Historischen und Altertümlichen Gesellschaften und
der 40-Jubiläumskongress der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft.
Der erfolgreiche Aufstand der Bevölkerung Großpolens gegen Preußen,
sowie der Anschluss Großpolens an den polnischen Staat haben 1918
die politische Lage in dieser Region durchaus verändert. Nach
der Polonisierung des Kaiser-Friedrich-Museums und dem Namenwechsel
zum Großpolnischen Museum in Posen (Muzeum Wielkopolskie w Poznaniu)
gab es in der Stadt zwei Museen von ähnlichem Gepräge. Deswegen
auch bereits 1919 hat man gewisse Bemühungen unternommen, das
Museum der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften und das
Großpolnische Museum zu verbinden, nicht ohne Widerstand der Anhänger
der langbewährten Tradition. Endlich ist die Vereinigung in den
J. 1923-24 zustandegekommen, ais man den größeren Teil der Sammlung
zu dem ehemaligen Kaiser-Friedrich-Museum transportiert hatte,
wo er beherbergt wurde.
Die archäologischen Sammlungen wurden in den Räumen des ehemaligen
Museums der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften untergebracht
und es entstand hier eine unabhängige Vorgeschichtliche Abteilung
des Großpolnischen Museums unter der Leitung von Józef Kostrzewski.
Eine andere wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung war
zu dieser Zeit Aleksandra Karpiñska. Am Anfang wurde zum Direktor
des Großpolnischen Museums ein Numismatiker - Marian Gumowski
ernannt, später dagegen Nikodem Pajzderski. In der Gesellschaft
der Freunde der Wissenschaften war anfangs darüber hinaus der
Archäologische Ausschuss tätig. Im J. 1919 wurde das Amt des Konservators
der vorgeschichtlichen Denkmaler gegeründet, das anfangs dem Ministerium
für die ehemalige Preußische Provinz unterstellt war. Später wurde
es in das Staatliche Konservationsamt (Pañstwowy Urz±d Konserwatorski)
umgewandelt. Die ganze Zeit bekleidete dieses Amt der bekannte
Numismatiker und Archäologe Zygmunt Zakrzewski. Außerdem wurden
bei der 1919 neugegründeten Posener Universität (Uniwersytet Poznañski)
zwei Lehrstühle vom archäologischen Gepräge berufen: das Institut
für Vorgeschichte (Instytut Prehistoryczny) unter der Leitung
von Józef Kostrzewski und die Anstalt für klassische Archäologie
(Zak³ad Archeologii Klasycznej), wo Mieczys³awa Ruxer ihre Vortrage
gehalten hat; im Rahmen der Allgemeinen Universitätsvorlesungen
organisierte man Vorlesungen für alle anderen, weiniger ausgebildeten
Archäologiefreunde. Die Denkmalpflege und die archäologische Tätigkeit
wurden in der Zwischenkriegszeit durch die Anzahl von Vorschriften
geregelt, wie das Dekret des Regenschaftsrates vom J. 1918 "Über
den Schutz der Denkmaler und der Kulturpflege", sowie weiter das
Dekret vom J. 1928 "Über den Schutz der Denkmaler der Vergangenheit",
das auch in den ersten Jahren nach dem zweiten Weltkreig gültig
war. In diesem Dekret versuchte man auf eine sinnvolle Art und
Weise sowohl die Notwendigkeit der Denkmalpflege als auch die
Rechte der Besitzer von einzelnen Exemplaren zu vereinbaren. Im
J. 1933 wurde das erste polnische Museumsgesetz beschlossen. Die
sich auf die Universität beziehenden Vorschriften wurden in der
Zwischenkreigszeit oft verändert. Auf die Tätigkeit des Posener
wissenschaftlichen Zentrums hat Józef Kostrzewski, der Gründer
der sog. "Posener archäologischen Schule" einen wichtigen und
bahnbrechenden Einfluss ausgeübt. In Anlehnung an die wahrend
des Studiums zu Berlin erlernte Methodik formulierte er seine
Konzeption vom Autochtonismus der Slawen und der Verbindung der
diesmal unter dem Namen "Urslawen" erwähnten Gruppe mit der Lausitzer
Kultur. Aufgrund einer früher unbekannten tief in der Provinz
gelegenen archäologischen Fundstelle hat er eine europaweit berühmte
"urslawische Burg" in Biskupin teilweise rekonstruiert. Józef
Kostrzewski hat eine Gruppe begabter Schüler gehabt, von denen
einige einen hervorragenden Beitrag zur Entwicklung der archäologischen
Forschungen in der Nachkriegszeit geleistet haben. Das Posener
archäologische Zentrum hat auch eine Polemik mit den nationalistisch
gesinnten deutschen Forschern geführt, deren Tätigkeit sich deutlich
intensivierte, nachdem Adolf Hitler die Macht ergriffen hat. Die
Posener Archäologen bemühten sich auch dem Aufschwung der allgemeinpolnischen
Archäologie zu verhelfen. Im J. 1920 entstand in Posen auf die
Anregung von J. Kostrzewski Polnische Gesellschaft für Vorgeschichte
(Polskie Towarzystwo Prehistoryczne) mit Zygmunt Zakrzewski als
dem Vorsitzenden. Die erste Tagung der polnischen Prähistoriker
fand im J. 1927 statt. Man führte auch die Arbeiten an der Veranstaltung
eines Kongresses der slawischen Altertümer, was jedoch wegen des
Kreigsausbruches gescheitert hat. Außerdem wurden die Lehrgänge
in der Vorgeschichte und Archäologie für Lehrer der Volksschulen
organisiert.
Nach der Entfesselung des zweiten Weltkrieges hat sich die Situation
in Polen durchaus verändert. Die Stadt wurde am 10. September
1939 von den Nazideutschen besetzt. Das Schicksal der Mitarbeiter
der archäologischen Institutionen stellte sich sehr unterschiedlich
dar. Józef Kostrzewski, Mieczys³awa Ruxer sowie die zahlenmäßig
große Gruppe von jungen Mitarbeitern ließen sich in dem General-Gouvernement
nieder. Als der Krieg ausbrach, verweilte Zygmunt Zakrzewski in
Paris. Er kehrte nicht nach Posen zurück, sondern begab sich nach
England. Aleksandra Karpiñska wurde von der Gestapo verhaftet
und demnächst im Konzentrationslager zu Ravensbrück untergebracht,
woraus sie erst von den Alliierten befreit wurde. Ein Teil der
Student en und Mitglieder der Polnischen Gesellschaft für Vorgeschichte
ist wahrend der Kriegshandlungen ums Leben gebracht. Manche technische
Mitarbeiter wurden von den deutschen Archäologen beschäftigt.
Bereits am 11. September 1939 hat die deutsche Polizei das Gebäude,
wo sich das Institut für Vorgeschichte befand, zu ihren Sitz übernommen
und ist sofort schlechthin zur Beseitigung der polnichen Sammlungen
herangetreten. Am spätesten, denn erst Anfang November ist die
Vorgeschichtliche Abteilung des Großpolnischen Museums von Ernst
Nickel als Sonderbeauftragtem der deutschen Behörden übernommen
worden. Er verbrachte jedoch in Posen kaum einige Monate. Das
Großpolnische Museum selbst wurde germanisiert, indem es zu der
alten Benennung Kaiser-Friedrich-Museum zurückgekehrt ist. Zu
seinem Direktor wurde Siegfried Rühle, Schulerzieher und Liebhaber
der Numistatik ernannt. Ende 1939 wurde Hauptsturmführer SS Hans
Schleiff nach Posen als "General- Treuhänder für die Sicherstellung
des deutschen Kulturgutes in den ehemaligen polnischen Gebieten.
Treuhandstelle Posen" versetzt. Zu seinen Pflichten gehörte u.a.
die Bearbeitung einer neuen Organisation von archäologischen Forschungen
in Posen zwecks der Gründung eines hiesigen starken archäologischen
Zentrums von einer enormen Reichweite von Wien bis an Königsberg.
Nach einigen Monaten, als Hans Schleiff die Stadt verlassen hat,
trat das Amt Ernst Petersen an, mit dem u.a. Günther Thäringen
mitarbeitete. Neben diesem Amt wurde die Forschungsstelle für
Landeskunde in der Eigenschaft eines Koordinators der Arbeiten
sämtlicher kulturellen Institutionen, der zusätzlich die wissenschaftlichen
Forschungen über das Wartheland hatte anbahnen können, berufen.
Die Forschungsstelle für Landeskunde pflegte Vorlesungen zu veranstalten,
die einen intergralen Teil der Universitätsvorträge hatte bilden
sollen. Im J. 1940 erlangte die ehemalige Vorgeschichtliche Abteilung
des Kaiser-Friedrich-Museums ihre Selbstständigkeit und wurde
hiermit an das Konservationsamt angeschlossen. Auf diese Art und
Weise ist das Landesamt für Vorgeschichte entstanden. Vorgesehen
war die Gründung der Filialabteilungen in Lods (£ód¼), Kalisch
(Kalisz) und Hohensalza (Inowroc³aw), obwohl die letztgenannte
Stelle nicht berufen GEworden ist. Zum Direktor des Landesamtes
für Vorgeschichte wurde Walter Kersten ernannt, nach seinem Tode
dagegen Bernt von zur Mühlen. Unter anderen Mitgliedern sind Thea
Elisabeth Haevernick, Elisabeth Schlicht, Wolf von Seefeld, Jan
Klaus Möhren aus der Filiale in Kalisch, Walter Grünberg aus der
Filiale in Lods, Herbert Heym der vermutliche Leiter der nicht
zustandegekommenen Filiale in Hohensalza, dagegen unter den technischen
Mitarbeitern - Gustav Mazanetz zu erwähnen. Das Amt sollte sich
mit dem Ordnen und dem Austausch der Museumssammlungen und der
Denkmalpflege sowie mit der breitangelegten Popularisierungstätigkeit
und der Durchführung der Forschungsarbeiten, mit besonderer Berücksichtigung
der Rettungsarbeiten, beschäftigen. Man bemühte sich darum, eigene
Zeitschrift herauszugeben, aber erschienen ist davon nur ein Band.
Beträchtliche Geldsummen und viel Zeit hat die Vorbereitung der
Sammlungen für die zwecks der Schützung und Bewahrung derjenigen
vor den Kriegshandlungen durchgeführte Evakuation in Anspruch
genommen. In der Vorbereitung befanden sich auch die archäologischen
Monographien der Region. Wegen der Kriegshandlungen wurde auf
die größeren Feldforschungen verzichtet, mit Ausnahme der Arbeiten
in Biskupin, die von der Ausgrabungsabteilung SS weitergeführt
worden sind. Eine weitere archäologische Anstalt war das Institut
für Vor- und Frühgeschichte der Reichsuniversität zu Posen. Der
Leiter des Instituts hieß Ernst Petersen und nach seinem Tode
Martin Jahn. Die Tätigkeit des Instituts beschrankte sich auf
die didaktische Tätigkeit für eine kleinere Studentengruppe. Um
die Wende 1944/45 wurden die deutschen Archäologen nach Deutschland
ausgesiedelt.
Nach der Befreiung Posens sind Józef Kostrzewski, ebenso Mieczys³awa
Ruxer zurückgekehrt. Es hat sich ergeben, dass alle archäologischen
Institutionen wahrend der Kriegshandlungen größere Verluste erlitten
haben. Am schnellsten hat das Museum für Vorgeschichte ihre Tätigkeit
erneut aufgenommen. Nach der Instandsetzung des Gebäudes wurde
mit der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften ein Mietvertrag
abgeschlossen und nach dem Wiedererlangen der historischen Denkmaler,
die von den Nazideutschen in Schrimm (¦rem), in der Kirche zu
Tomice, in dem Schutzraum in Meseritz (Miêdzyrzecz) und in der
Salzgrube in Grasslaben untergebracht wurden, konnte die normale
Tätigkeit wieder aufgenommen werden. Außerdem haben die Mitarbeiter
des Museums an den Rettungsaktionen von den Sammlungen der zerstörten
Museen in Pommern und auf den Gebieten an der Oder teilgenommen,
indem sie das bis zum J. 1951 nicht bestehenden Konservationsamt
für archäologische Denkmaler zu vertreten haben. Das wahrend des
Krieges ausgebombte Gebäude des Instituts befand sich in einem
schlechten Zustand; das Institut musste deswegen nunmehr vorläufig
zum Museum für Vorgeschichte versetzt werden, ebenso wie die vernichtete
Anstalt der klassischen Archäologie, die mittlerweile im Großpolnischen
Museum untergebracht wurde. Das im J. 1944 gegründete Westinstitut
(Instytut Zachodni) mit dem 1945 in Posen organisierten Haupsitz
beschäftigte sich in den ersten Nachkriegsjahren auch mit der
Archäologie, indem es auch geringere Ausgrabungsarbeiten durchgeführt
hat. Das Westinstitut ermöglichte aber vor allem die Publikation
der wissenschaftlichen Bearbeitungen von den bereits durchgeführten
Untersuchungen. An der Universität wurde ein weiterer archäologischer
Lehrstuhl berufen, nämlich das Institut für die Forschung an den
slawischen Altertümern (Instytut Badañ Staro¿ytno¶ci S³owiañskich),
das die Ausgrabungen in Biskupin demnächst übernommen hat. Die
Posener Archäologen haben sich nicht nur einzig mit dem Wiederaufbau
ihrer Abteitsstätten befasst, aber sie nahmen darüber hinaus auch
an der Diskussion über die Gestalt der neuen Wissenschafts- und
Kulturorganisation in Polen nach den politischen Nachkriegsumwandlungen
teil. Józef Kostrzewski hat bereits im August 1945 die erste Konferenz
der polnischen Prähistoriker in Posen veranstaltet, wahrend deren
folgende Postulate vorgeschlagen wurden: den Konservationsdienst
aufs neue zu organisieren; die größeren vorgeschichtlichen Abteilungen
selbstständig zu machen; ein Institutionsnetz für die Forschung
der slawischen Altertümer zu gründen; die Polnische Gesellschaft
für Vorgeschichte wiederzubeleben; sowie die archäologischen Verlage
wiederherzustellen. Außerdem wurde die Gründung des Staatlichen
Rates für Urgeschichte beim Ministerium für Kultur und Kunst vorgeschlagen,
die in der Zukunft in das Polnische Institut für Vorgeschichte
umgestaltet sein sollte. Von diesen Vorschlagen ist es gelungen,
nur einzig einen Teil zu verwirklichen. Der Grund lasst sich auf
die Unterschiede in der Meinung über die Organisation der Ausgrabungsarbeiten
von manchen Archäologen zurückfuhren, besonders jedoch von Ludwik
Sawicki und W³odzimierz Antoniewicz. Indem beide oben erwähnten
Forscher in Warschau gewohnt haben und sich formal als Anhänger
des Marxismus erklärt haben, hatten sie einen erleichterten Zugang
m den Angestellten in den Ministerien, die entsprechende Verfugungen
vorzubereiten hatten. Diese Auseinandersetzungen übten einen negativen
Einfluss auf das Milieu der Archäologen aus und dauerten mindestens
bis mm J. 1948 hin. Neben der Tätigkeit in der reaktivierten Polnischen
Gesellschaft für Vorgeschichte und in den Verlagen haben die Archäologen
auch an der Arbeit in anderen Organisationen, wie z.B. im Museumsverein,
im Verein der polnischen Lehrer, in der Gewerkschaft der Historiker,
Kunst- und Kulturhistoriker teilgenommen.
Bereits vom J. 1944 an hat die neue Regierung in Lublin begonnen,
die ersten Dekrete m erlassen, die die Organisation der wissenschaftlichen
und kulturellen Institutionen hatten regeln sollen. Die Vorschriften
betrafen das Museumswesen (zum Beispiel die Gründung der Oberverwaltung
der Museen und der Denkmalpflege) sowie das Hochschulwesen (die
Berufung des Hochschulrates und die Gründung eines Zwei-Stufe-Studiums).
Diese Gesetze schafften gleichzeitig die Grundlagen für die im
J. 1949 angebahnten Umwandlungen im ganzen Schulwesen und in der
Kultur. Die Veränderungen umfassten sowohl die institutionelle
Organisation (Einführung der Zentralisierung und Unterordnung
aller Institutionen den Warschauer Zentralen) sowie die Wissenschaft
(Einführung der materialistischen Philosophie nach Stalins Auffassung
als der verbindlichen Dogma). Die Museen u.a. das Posener Museum
für Vorgeschichte wurden nationalisiert. Im Zusammenhang mit den
Vorbereitungen zum Millenniumsfeier des polnischen Staates wurde
eine Leitung für die Forschungen an den Anfangen des polnischen
Staates (Kierownictwo Badañ nad Pocz±tkami Pañstwa Polskiego)
berufen, auf deren Anordnung die Ausgrabungsarbeiten geführt worden
sind. Zum Leiter wurde Aleksander Gieysztor ernannt. Gleichzeitig
wurde das Posener Institut für die Forschungen an den slawischen
Altertümern aufgelost. Von 1950 an ist an der Universität ein
Lehrstellenkomplex für Geschichte der materiellen Kultur (Zespó³
Kader Historii Kultury Materialnej) entstanden, in dem die ehemaligen
Lehrstühle für Ur- und Vorgeschichte (ab jetzt für Archäologie),
Ethnographie und klassische Archäologie (ab jetzt für Mittelmeerarchäologie)
unter der Leitung von Witold Hensel vereinigt wurden. Gleichzeitig
wurde eine neue Richtung unter dem Namen "Geschichte der Materiellen
Kultur" herausgebildet, deren Absolventen sich auf drei Fachbereichen
spezialisieren durften. Józef Kostrzewski wurde der frühere Ruhestand
angeboten; Mieczys³awa Ruxer wurde zum Lehrstuhl für Kunstgeschichte
versetzt. Witold Hensel wurde zum Leiter des Lehrstuhls für Archäologie
ernannt und nachdem er nach Warschau umgezogen ist, übte diese
Funktion Wojciech Kócka aus. Im J. 1951 wurde ein Netz von den
dem Ministerium unmittelbar unterstellten Inspektoren-Sachverständigen
gebildet, deren Sitze sich in den Hauptstädten einzelner Regionen
befanden; in Posen war W³adys³aw Filipowiak tätig. Bereits in
den Jahren 1953/54 wurde in Folge der Reorganisation die Aufgabe
der Denkmalpflege den Museen gestellt und die Inspektoren wurden
den Museumsdirektoren untergeordnet. Weitere Reformbestrebungen
beruhten auf der 1953 erfolgten Auflosung der Leitung für die
Forschungen an den Anfangen des Polnischen Staates, deren Vermögen
und teilweise die Aufgaben von dem damals gegründeten Institut
für Geschichte der materiellen Kultur der Polnischen Akademie
der Wissenschaften übernommen worden sind. Sein Hauptsitz befand
sich in Warschau, dagegen in den Provinzionalstädten wurden einzelne
Anstalten und Stationen gegründet. Die Direktion des Instituts
bestand anfangs aus 4 Person en, dagegen von der Mitte des J.
1954 an leitete das Institut nur eine Person (Kazimierz Majewski
und seit Ende 1954 Witold Hensel). Das Institut wurde als eine
wissenschaftliche Stelle zur Frührung der Forschungen und zur
Koordination der Tätigkeit aller übrigen archäologischen Institutionen
berufen. Im J. 1953 wurde auf die Initiative der Polnischen Akademie
der Wissenschaften auch die Tätigkeit der wissenschaftlichen Gesellschaften
reorganisiert und unter die Aufsicht der Akademie der Wissenschaften
gestellt. Die Polnische Gesellschaft für Vorgeschichte ist mit
der konkurrenzfähigen Gesellschaft für Archäologie und mit den
Gesellschaften für Numismatik verbunden worden. Im Ergebnis der
Vereinigung ist die Polnische Gesellschaft für Archäologie mit
dem Sitz in Warschau berufen worden. Józef Kostrzewski wurde zum
Ehrenvorsitzenden der Gesellschaft ernannt, wobei er jedoch keinen
größeren Einfluss auf die Tätigkeit der Gesellschaft hatte ausüben
können. Als Vorsitzender der Polnischen Gesellschaft für Archäologie
galt dagegen Kazimierz Micha³owski. Bald hat man die Zeitschrift
"Z otch³ani wieków" (Aus dem Schlund der Jahrhunderte) abgeschafft,
indem man "Dawna kultura" (Frühkultur) herauszugeben begann. Es
wurde auch das Gepräge der bisherigen wissenschaftlichen und popularisierenden
Tätigkeit der Gesellschaft in die ausschließlich popularisierende
Tätigkeit umgewandelt. Die Polnische Gesellschaft für Archäologie
hatte in der Provinz die jeweiligen wissenschaftlichen Abteilungen
übernommen; eine der größten befand sich in Posen und wirkte unter
der Präsidentschaft von Bogdan Kostrzewski.
Das sog. "Tauwetter" bedeutete eine 1956 angebahnte Zeit der politischen
Entspannung und leistete seinen Beitrag zu den Organisationsveränderungen
in der Archäologie, die wohl doch nicht blitzschnell erfolgten
und in Posen zogen sie sich ungefähr bis zum J. 1958. Schon im
J. 1958 ist ein Kollegium für die Museen und Archäologischen Abteilungen
- die spätere Konferenz der Archäologischen Museen - berufen worden,
die sich mit einer richtungsgebenden Tätigkeit im Rahmen des archäologischen
Museurnswesen beschäftigen sollte. Es wurde der Archäologische
Ausschuss in der Posener Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften
reaktiviert. In demselben J. hat das Ministerium für Kultur und
Kunst ein Projekt der Dezentralisierung der Museen und der Übertragung
deren unter die Aufsicht der Wojewodschaften vorbereitet. Unerwartet
ergab es sich jedoch, da/3 die meisten Museen dieses Projekt mit
Vorbehalt empfangen haben, weil sie es für nicht genug gründlich
ausgearbeitet und für vorzeitig gehalten haben. Trotzdem fand
die Dezentralisierung 1957 statt, was die Wirkungsmöglichkeiten
aller archäologischen Museen - bis auf das Warschauer Archäologische
Staatsmuseum - beträchtlich beschrankt hat. Das letztgenannte
war weiter dem Ministerium unterworfen. Der 1949 eingestellte
Museumsverband wurde im J. 1956 reaktiviert. An den Universitäten
wurde der Lehrstellenverband für Geschichte der materiellen Kultur
abgeschafft, indem man die Selbstständigkeit der Lehrstühle wiederhergestellt
hat. Der Unterricht in Marxismus-Stalinismus wurde aufgehoben.
In Posen erlaubte man Józef Kostrzewski zur Arbeit an der Universität
zurückzukehren, obgleich anfangs nur ausschließlich in der Eigenschaft
eines selbstständigen wissenschaftlichen Mitarbeiters. Die Dezentralisierung
hat auch den Konservationsdienst umfasst. Endlich sind die Konservatoren
der archäologischen Denkmaler den Konservationsämter in jeweiligen
Wojewodschaften untergeordnet worden. Die Inspektoren der Archäologischen
Denkmäler hat man endlich den Museen zugeschrieben und auf diese
Art und Weise wurden sie doppeltabhängig. Die Abrechnung mit der
Vergangenheit ist auch im Institut für Geschichte der materiellen
Kultur der Polnischen Akademie der Wissenschaften und in der Polnischen
Gesellschaft für Archäologie durchgeführt worden. Mag sich um
der Organisation willen nicht viel geändert haben, doch ist man
trotzdem der Stalins Ideologie losgeworden. Außerdem wurde zum
Vorsitzenden der Polnischen Gesellschaft für Archäologie Józef
Kostrzewski ernannt. Die Zeitschrift "Dawna kultura" wurde diesmal
eingestellt, indem man das Herausgeben der Zeitschrift "Z otch³ani
dziejów" erneut aufgenommen hat. Es wurde eine Rehabilitationskommission
zur Beurteilung der Tätigkeit von manchen Archäologen berufen.
Im Allgemeinen kann festgestellt werden, dass die von 1956 an
durchgeführte Destalinisierung schlechthin sehr oberflächlich
gewesen sei. Im J. 1958 wurde das Tempo der Vorbereitungsarbeiten
zum Millenniumsfeier Polens durchaus beschleunigt. Man hat ein
Komitee zum Jahrtausendfeier des polnischen Staates unter der
Leitung von Tadeusz Kotarbiñski berufen, das sich mit der Koordination
der Arbeiten beschäftigen sollte. Die letzte Veränderung, die
in Posen 1958 erfolgte, war der Übergang von Józef Kostrzewski
in den Ruhestand. Die Leitung des Universitätslehrstuhles hat
Wojciech Kócka übernommen, dagegen zum Direktor des Archäologischen
Museums wurde Bogdan Kostrzewski ernannt. In diesem Augenblick
hat die 44 Jahre dauernde Ara der Posener Tätigkeit von Józef
Kostrzewski ihr Ende gehabt. |